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Abreise nach Norwegen, von Abigail Strate

Die Videosequenzen werden vor -und zurückgespult, immer wieder. Wir analysieren seit einer Stunde die Springen in Lillehammer und Engelberg. Mein Trainer Janko Zwitter und zwei Analysten sitzen vor den Monitoren und zerlegen die Sprünge in jede Millisekunde. Es scheinen nur Kleinigkeiten zu sein, die meine Saisonziele bisher vereiteln, das ist wohl die gute Nachricht.

Die Platzierungen in Lillehammer zum Saisonauftakt und in Engelberg sind nicht die erhofften. Ich wollte in die Top 6 springen, vielleicht auch mal ein Springen gewinnen. Platz 20 und 13 in Norwegen, Platz 23 und 12 in der Schweiz. Die Resultate haben ein System: der Erstwettkampf läuft schlecht, der Zweitwettkampf nach Einstellung und Anpassung an die Schanze dann bedeutend besser. 

Das Team zeigt mir jedes Detail, was es zu optimieren gilt, jeden kleinen Fehler, der zu Folgefehlern führt. Ich sehe sehr klar, warum 15 Damen im Weltcup bisher durchschnittlich besser gesprungen sind als ich, ich sehe diese in der tat kleinen Fehler, die sich aber am Ende auswirken.

Das abschließende Feed-back-Gespräch mit dem Trainer ist geprägt von der Selbsteinsicht; ich beschäftige mich mehr mit der abstrakten Frage, warum ich nicht Top 6 springe, anstelle auf die Fehler zu schauen und dies bloß abzustellen. Auf Kleinigkeiten konzentrieren, nicht die großen Fragen beantworten, lautet die vom Trainer vorgegebene Devise. Er hat wohl Recht, ich schaue die Sprünge der anderen an, mit der Frage, warum es bei nicht so rund läuft. Stattdessen muss ich kleinteiliger werden, den Fokus auf die Details bei Absprung und Flugphase legen und dann erst auf das schauen, was hinten als Ergebnis dabei rauskommt.

Die Botschaft ist verstanden.

Mein Trainer verordnet mir eine mentale Auszeit. Flug nach Norwegen zu meinem Freund, einem amerikanischen Skispringer, kein Training, Spaziergänge, Kopf auslüften, alles auf „Reset“ setzen und sich bewusstwerden, dass das Grundsystem stimmig ist und das nur Kleinigkeiten für den Sprung in die Top Ten reguliert werden muss. Also, auf nach Lillehammer, der norwegischen Stadt mit dem olympischen Spirit und Weihnachten im Schnee feiern. 

Danach werde ich nach Slowenien, dem Standort der kanadischen Damenskinationalmannschaft in Europa, zurückkehren und Sondereinheiten mit Janko Zwitter einlegen. Wir werden auf eine kleine Schanze gehen, das Grundsystem noch mal anlegen, um dann auf Normal- und Großschanze Automatisierungen zu bekommen, die zielführend sind.

Alles ist selbstverständlich im grünen Bereich, derzeit bin ich 16. Im Gesamtweltcup, aber de Anspruch war und ist ein anderer und daran gilt es zu arbeiten. In Oberstdorf will ich angreifen.

 

Herzliche Grüße

Abigail Strate

Tags: Skispringen

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